Normalerweise alle 5 Jahre heißt es für die männlichen Schauspieler bei der Passion: „wachsen lassen“. Die Haare werden länger, die Bärte sprießen. Doch für „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“ in diesem Jahr müssen die Männer etwas umdenken. Professionelle Hilfe bieten dabei Maas & Hailer Booder. Bei einem Besuch im stilechten Friseursalon in Haßfurt wurden die Jungs in die 60er Jahre zurückversetzt und ihre Haarpracht dementsprechend getrimmt. Dabei haben die Booders auch gleich unsere Mädels aus der Maske fit gemacht,wie die echte Elvis-Tolle, Grease-Frisur und Seitenscheitel richtig gestylt werden. Es geht also wieder ums „wachsen lassen“, diesmal allerdings mit Pomade und Haarwachs (und davon jede Menge).
Zum letzten Mal haben etwa 25 Männer und eine Frau mit vereinten Kräften dafür gesorgt, dass die Zuschauer für ein Theaterstück unter freiem Himmel gut geschützt sind. Für „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“ im Juli und August haben die Mitglieder des Vereins Fränkische Passionsspiele wieder für einige Monate ein mobiles Dach gebaut.
Es soll das letzte Mal sein, bevor voraussichtlich im nächsten Jahr eine feste, muschelförmige Überdachung den Zuschauerraum an der Freilichtbühne im Münsterholz überspannt. Wenn die Finanzierung für das 2,5 Millionen Euro-Projekt gelingt. Aber Vereinsvorsitzender Robert König bleibt da trotz mancher Rückschläge optimistisch.
Er ist mit fast 30 anderen Sömmersdorfern am Karsamstag zur Robert-Seemann-Halle gekommen, um die letzten drei Schirme mit einem Durchmesser von zwölf und 14 Metern aufzubauen. „Die Leute waren vor zwei Wochen so schnell und so fleißig“, freut er sich darüber, dass schon sechs Schirme stehen.
Etwa eineinhalb Stunden dauert ein Schirmaufbau. Drei Wochenenden waren insgesamt dafür angesetzt, den Zuschauerraum herzurichten, inklusive des Montierens der 1900 Schalensitze. „Wir wollen fertig sein, bevor die Proben draußen beginnen.“
Die ersten fünf markanten, trichterförmigen Schirme hatte der Verein 1988 gekauft, erinnert sich Robert König, fünf Jahre später kamen zwei weitere hinzu, die letzten zwei dann 2008. „Am Anfang sind wir nur mit der Leiter hochgestiegen“, schaut er auf die Metallgestelle mit den zehn Streben in luftiger Höhe. Seit fast 20 Jahren stehen nun Hebebühne und Hubwagen zur Verfügung, mit denen sich einige Höhenerprobte emporheben lassen.
Während diese gut mit Bergsteigerausrüstung gesichert und angeleint in den Schirmen in etwa acht bis zehn Metern Höhe herumklettern, wird unten am Boden die riesige, schwere Plane für den nächsten Schirm ausgebreitet. Sie wird um den Metallpfosten des Schirmgestells gelegt; in der Mitte wird das viele Zentner schwere Stück zu einer runden Fläche zusammengeschraubt. Zehn Seile werden an den jeweiligen Sprossen außen am Schirmgestell an Flaschenzügen eingehängt, mit deren Hilfe die Plane dann von Hand hochgezogen wird. Je zwei Männer, insgesamt 20 braucht es am Boden, um das schwere Stück hochzuhieven.
Von oben, aus den Trichterschirmen, werden Befehle hinuntergerufen, zumal die Männer dort oben die Traverse – einen Metallteller mit einer daran befestigten Metalllasche am Rand der Plane – per Splint in die Metallstrebe einhängen müssen. Dann wird der Schirm noch gespannt, dann muss die Plane auch am Kranz am Pfeiler noch mit vielen Schrauben befestigt werden. Mit gebogenen Eisen wird die Plane zudem von innen stabilisiert.
Erstmals ist mit Sarina Sauer auch eine Frau beim Klettern dabei. Höhenangst hat sie nicht, sie ist, wie ihr Verlobter Steffen Homrighausen schwindelfrei. Aber für beide gilt, wie für die übrigen, erfahrenen Männer wie Dieter Seufert, Christoph Seufert, Michael Rüth oder Günther Nöth: Sicherheit geht vor. „Es ist Gottseidank nie etwas passiert“, betont Robert König.
Der große Aufwand für den jeweiligen Auf- und Abbau der Schirme ist ein Grund für die neue, bleibende Überdachung. Ein anderer ist, dass die Sicht der Zuschauer auf die Bühne durch die neun Stützpfeiler der Schirme behindert wird. Außerdem bleiben am Rand des Zuschauerraums manche Sitzplätze ohne Schutz vor Regen oder Sonne, erklärt der Vereinsvorsitzende.
Weil der Passionsspielverein das Ziel hat, künftig nicht nur alle fünf Jahre die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu auf der Freilichtbühne zu zeigen, sondern dazwischen – wie auch in diesem Sommer – andere werthaltige Veranstaltungen, Theaterstücke oder Konzerte, braucht es das feste Dach. „Dann müssen wir auch nicht immer die Sitze an- und abmontieren“, erklärt König.
Nach dem Sommertheater mit „Don Camillo“ sollen die Schirme und Metallstützen ganz abgebaut werden. „Wir würden sie dann verkaufen“, meint der Vereinsvorsitzende. Vielleicht dienen sie dann woanders als markantes Dach.
Information
„Don Camillo und das rothaarige Mädchen“ wird an drei Wochenenden gespielt: am 23. und 24. Juli, am 29. 30. und 31. Juli sowie am 5., 6. und 7. August. Die letzte Sonntagsvorstellung wird aufgrund der großen Kartennachfrage zusätzlich angeboten. Freitags und samstags ist Spielbeginn um 20 Uhr, sonntags um 15 Uhr. Karten gibt es in allen Main-Post-Geschäftsstellen, in der Touristinfo Schweinfurt 360 Grad, im Rathaus Euerbach, in allen ADticket-Vorverkaufsstellen, online unter www.kulturauspassion.de sowie in der Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele in Sömmersdorf, Telefon (09726) 2626, E-Mail: info@kulturauspassion.de
Text: Silvia Eidel, Schweinfurter Tagblatt
Wenn Jesus auf der Bierkiste steht und seinem Don Camillo sanft, aber bestimmt, Ratschläge von oben gibt, mag das etwas komisch anmuten. Bei der ersten Szenenprobe für das Sommertheater „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“ fehlen eben noch die Requisiten, so dass statt einem Kreuz eine Bierkiste herhalten muss. Fünf Monate vor der Premiere am 23. Juli auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne haben die Probenwochenenden begonnen.
Die innigen Dialoge von Don Camillo mit seinem Herrn stehen ganz am Anfang. Die beiden Gesprächspartner kennen sich bereits, haben sie doch schon vor fünf Jahren bei „Don Camillo und seine Herde“ miteinander gestritten und gelitten. „Wenn ich mir das Zwiegespräch vorstelle, dann höre ich genau diese Jesus-Stimme“, erklärt Frank Greubel, der auch diesmal den Don Camillo spielt. Jenen dynamischen, starr- und hitzköpfigen Priester in einem kleinen Dorf in Oberitalien.
Aber er ist in dem selten gespielten Stück nach dem Roman von Giovannino Guareschi etwas älter geworden, „so um die 60“. Und er hat einige Probleme mit dieser modernen Zeit der 1960er-Jahre. Da braucht er natürlich die Zusprache seines Herrn, von dem der Zuschauer nur die Stimme hört. Frank Doth-Rügemer hat sie, weich, samtig, gelassen, allwissend.
„Da ist eine Vertrautheit“, meint er zu seinem irdischen Gesprächspartner. „Es ist wie immer“, auch nach fünf Jahren Dialog-Pause. Dabei hat er zwischendurch mal als Herodes auf der Passionsspielbühne gestanden, erinnert Regisseur Hermann J. Vief schmunzelnd an die Passionsspiele 2013. Und sein Gegenüber war damals einer der beiden Judas-Spieler.
Vief und seine Kollegin Marion Beyer, beide professionelle und viel gefragte Kultur- und Theaterpädagogen aus Coburg, inszenieren erneut als Team dieses Don-Camillo-Stück. „Bislang haben wir an den Rollen gearbeitet, damit jeder weiß, was seine persönliche Triebfeder ist, welchen Hintergrund er hat, wie er tickt“, erklärt Marion Beyer zu den 44 Schauspielern aus dem Ensemble der Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf. Jetzt geht es bei der ersten Szenenprobe im Pfarrsaal darum, die Situation der jeweiligen Dialoge zwischen Don Camillo und Jesus genau zu erfassen und wiederzugeben.
Sei es, dass der italienische Pfarrer mit Schadenfreude oder mit Betroffenheit aus seiner vorherigen Szene zum Gespräch mit Jesus am Kreuz kommt. Sei es, dass er jammernd Mitleid erwartet, weil er zuvor Prügel bezogen hat. Was den Herrn mit leichtem Vorwurf in der Stimme nur trocken erwidern lässt: „Don Camillo, mich hat man gekreuzigt!“
Es sind diese vielen kleinen und feinen Stimmungen und Emotionen, die gemeinsam erarbeitet werden. Die sich in Gestik, Mimik und Stimme wiederfinden müssen. Immer wieder spielen die beiden Darsteller ihre Szenen, bis die Regisseure – und sie selbst – zufrieden sind.
Eine Straße weiter dringt aus der Robert-Seemann-Halle am Freilichtgelände laute Musik. Zu „Jailhouse Rock“ sind einige junge Männer und Frauen dabei, die Choreografie zu einer musikalischen Schauspielszene zu erarbeiten. Musik spielt in diesem Don-Camillo-Stück eine große Rolle. Mit 18 Liedern aus den 1960er-Jahren wird eine Live-Band Szenen untermalen oder hervorheben.
Cool und lässig kommen die Jungs daher, eine Vorstadt-Gang, von denen sich die Dorf-Mädels entzückt zum Rock ’n‘ Roll auffordern lassen. „Eine tolle Truppe“, lobt Laura Beyer die Energie und Spielbereitschaft der jungen Leute. „Es macht unheimlich Spaß.“ Die 24-jährige Tochter von Marion Beyer studiert den Tanz ein. „Es soll ganz natürlich sein, nicht aufgesetzt, so dass der Zuschauer Lust bekommt, mitzutanzen. Aber es muss synchron wirken.“
Unterstützt wird die Studentin von der Sömmersdorferin Elisabeth Trott, die nicht nur als jahrelange Garde-Trainerin Erfahrung hat. Einen Tanzkurs hatten die beiden Mitglieder der dörflichen Vespa-Gang „Hound Dogs“ nie absolviert. Aber Stefan Stark als Vico und Marius Mergenthal als Valentino meinen, es mache keinen Unterschied, ob man sich nun tanzend oder gehend und sprechend auf der Bühne bewegt. „Es ist alles Schauspiel.“
Eine Art Haartolle, so wie in den 1960er-Jahren, hat Marius bereits. Auch Stefan muss sich die Vorderhaare bis zum Sommer noch wachsen lassen. „Wir haben noch einen eigenen Termin mit einem Haßfurter Frisör, der uns zeigt, wie die Frisuren aus der Zeit gestylt werden“, ergänzt Robert König, der Vereinsvorsitzende der Fränkischen Passionsspiele. Er beobachtet die ersten Proben und ist sich schon jetzt sicher: „Das wird eine ganz tolle Sache.“
Text: Silvia Eidel, Schweinfurter Tagblatt
„Das Kreuz werden wir hoffentlich wieder aus Oberammergau geliehen bekommen“, meint Robert König, Vereinsvorsitzender der Fränkischen Passionsspiele. Für das sommerliche Theaterstück „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“ braucht der Verein ein großes, markantes Kreuz mit Christus-Korpus. Mit diesem hält Don Camillo oft und gerne Zwiegespräch.
An den Bühnenbauten, geplant vom Berliner Bühnenbildner Andre Putzmann, wird auch schon eifrig gezimmert. „Der Kurt schafft schon daheim“, weiß König. Kurt Stark und Michael Garbe bauen aus Platten und Hölzern einen Teil der italienischen Dorfkulisse. „Einiges können wir von einer anderen Bühne leihen“, verrät König. Schließlich müssen ganze Häuserfassaden neu entstehen, ein Dorfplatz gestaltet werden. Pizzeria, Eisdiele, Kirche, Don Camillos Pfarrhaus mit Garten, Bergkapelle – italienische Atmosphäre wird auf die Passionsspielbühne gezaubert.
Auch wenn der Kostüm- und Requisitenfundus des Vereins und der Schauspieler einiges hergibt, fehlt noch vieles. „Wir brauchen noch fünf alte Vespas für die Hound Dogs, die Dorfjugend“, bittet König um Hilfe. Auch ein paar schwere, alte Motorräder für die gegnerische Stadt-Gang sucht er noch – leihweise. Und perfekt wäre ein italienisches Cabrio, ein Fiat-Spider beispielsweise. „Es soll ja möglichst detailgetreu sein, aus der Zeit der 60er Jahre.“
Ein paar schwarze Motorradjacken haben die Sömmersdorfer bereits zusammengetragen. Für die Kleider der Mädchen muss sich Elisabeth Trott noch was einfallen lassen. Sie kümmert sich mit anderen Frauen um die Kostüme. Bis zur ersten Außenprobe auf der Freilichtbühne am 30. April soll möglichst viel schon passen.
Text: Silvia Eidel, Schweinfurter Tagblatt
Wie bei der ersten Inszenierung 2011 und auch bei der Passion 2013 wird wieder Live-Musik die Akteure auf der Bühne begleiten. Wippende Füße, im Takt der Musik nickende Köpfe und mancher zuckende Hintern zeigten bei den ersten Proben, dass diese Musik kaum auf den Stühlen hält. Wir wollen natürlich noch nicht alles verraten, hier aber ein kurzer Vorgeschmack – einfach mal reinhören…
Songbeispiel 1
Songbeispiel 2
Songbeispiel 3
Leise rieselt der Schnee – die Kerzen knistern am Adventskranz. Weihnachten steht vor der Tür. Auch ohne weiße Pracht wird Weihnachten 2015 ein Fest der Freude und der Geschenke.
Auch Don Camillo und Peppone haben sich über die bisherige Resonanz des Kartenvorverkaufs seit dem 01.12.2015 riesig gefreut. Knapp 5000 Tickets wurden in den ersten drei Wochen bereits geordert. Don Camillo hat deshalb anlässlich des Weihnachtsfestes spontan versprochen dem 5000sten Besucher ein Ticket zu schenken. Peppone war zunächst überrascht und verärgert, weil nicht er auf diese Idee gekommen ist. Aber auch er hat versprochen, sich was einfallen zu lassen. Schließlich gibt es ja auch noch den 10.000sten oder möglicherweise auch den 15.000sten Besucher. Der Verein Kultur aus Passion bedankt sich gerne für den großen bisherigen Zuspruch. Mit „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“, will „Kultur aus Passion“ dieses Italien der 60er Jahre wieder aufleben lassen – auf der Freilichtbühne in Sömmersdorf – mit mitreißenden Klängen, von einem Rock ‘n Roll Ensemble gespielt – in einer Geschichte voller feinsinnigem Humor und tiefer Menschlichkeit. Schön wäre es wenn, wie nach unserer erfolgreichen Don Camillo-Aufführung in 2011, eine begeisterte Zuschauerin aus Oberbayern wieder in unser Gästebuch schreiben würde:
„………Man hat gesehen, ihr ALLE seid ein Team! Macht weiter so – und hoffentlich öfter als nur alle 5 Jahre. Nochmals herzlichen Glückwunsch an Sömmersdorf für so eine tolle Aufführung!“
Bleiben Sie alle gesund und kommen Sie gut ins neue Jahr, wir freuen uns auf ein Wiedersehen. Gesegnete Weihnachten wünschen Ihnen Don Camillo und Peppone, das komplette Ensemble von „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“ sowie das Team von Kultur aus Passion.
Sie heißen Rocco, Michele, Ariana oder Caterina. Und natürlich Guiseppe Bottazzi, genannt Peppone, und Don Camillo Tarocci. Sie leben, lieben und streiten sich Anfang der 1960er Jahre in einem beschaulichen italienischen Dorf. Diese Szenerie erwartet im nächsten Sommer die Besucher der Freilichtbühne Sömmersdorf bei der Komödie „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“. 44 Rollen dafür verteilte die Regie an das Ensemble der Fränkischen Passionsspiele, just zum Start des Kartenvorverkaufs am 1. Dezember.
Mit der Ausgabe der 70 Seiten dicken Textbücher an die Sömmersdorfer Schauspieler und einer ersten Leseprobe fiel am Freitag abend in der Robert-Seemann-Halle der Startschuss für den neuen Don Camillo. „Die Erwartungshaltung ist groß“, spornte Regisseur Hermann J. Vief die Sömmersdorfer an. Schließlich hatten schon der erste „Don Camillo und seine Herde“ 2011 auf der Freilichtbühne und die neu inszenierten Passionsspiele 2013 für Furore gesorgt.
Beide Stücke tragen die Handschrift der Coburger Regisseure Vief und Marion Beyer. Ihnen gelang es, die Laien-Darsteller zu professioneller Leistung zu führen, die Theaterstücke einfühlsam zu inszenieren und die Freilichtbühne mit Leben zu erfüllen. „Und dieser Don Camillo wird was ganz Besonderes“, versprach Vief seiner Mannschaft, die um ihn herum in der Runde saß.
Wie zum Beweis spielte er Rock’n Roll und Boogie-Woogie der 60er Jahre ein, Musik, die auch die sieben Aufführungen im Juli und August 2016 begleiten wird. Allerdings wird sie dann nicht vom Band kommen, sondern live von der Band „Sir Prize“ gespielt. „Die Musik unterstützt die Handlung, sie kitzelt die Stimmungen heraus“, ergänzte Co-Regisseurin Marion Beyer. Wippende Füße, im Takt der Musik nickende Köpfe und mancher zuckende Hintern zeigten, dass diese Musik kaum auf den Stühlen hielt.
Um zu wissen, wie jede Figur im Theaterstück „tickt“, woher sie kommt, was sie auszeichnet, hatten die Regisseure 44 Rollenprofile erstellt. Denn „ihr müsst die Rolle nicht mögen, nur verstehen“, lautete die Intention von Marion Beyer. Also erhielten alle Spieler eine kurze Vita und Charakteristik ihrer Figur.
Zehn Jahre älter sind in diesem selten gespielten Stück des italienischen Erfolgs-Humoristen Giovannino Guareschi die Akteure geworden: Peppone muss sich mit einer „maoistischen Roten Garde“ auseinandersetzen, ist immer noch der sture, ruppige, aber auch gefühlvolle Bürgermeister. Don Camillo hadert mit der modernen Zeit voller langhaariger Rocker, trägt nach wie vor sein Herz auf der Zunge, ist temperamentvoll und braucht für die Reflexion seines Tuns das Zwiegespräch mit Jesus.
Das Freund-Feind-Paar wird wie 2011 vom bewährten Duo Frank Greubel (Don Camillo) und Norbert Mergenthal (Peppone) gespielt. Auch etliche weitere Schauspieler behielten ihre Rollen: Peppones resolute Frau Ariana verkörpert wieder Sabine Nöth, Don Camillos Haushälterin Desolina mimt wieder Susanne Brembs oder der schwerhörige Kommunist Smilzo wird wieder von Karl-Heinz Grünewald dargestellt. Die neue Rolle des „rothaarigen Mädchens“, Don Camillos aufmüpfige Nichte Caterina, vertraute die Regie Julia Martschoke an.
„Gibt es Einwände? Tränen? Ist jemand beleidigt?“, lautete scherzhaft die Frage von Regisseurin Beyer in die Runde, nachdem alle Rollen verteilt waren. „Der soll jetzt sprechen oder für immer schweigen“. Offenbar waren die Sömmersdorfer mit der Wahl zufrieden. Auch wenn manche jungen Männer unter dem Gelächter aller ihre Augen verdrehten, weil sie als Mitglieder der Vorstadt-Gang sich nun die Haare länger wachsen lassen müssen.
Dass sich aber das ganze Team auf die beginnende Arbeit freut, dass „eure Augen schon strahlen“, hatte eingangs Robert König, Vorsitzender des Vereins Fränkische Passionsspiele, festgestellt. Veranstalter des „Don Camillo“ ist der Verein „Kultur aus Passion“, in dem die Sömmersdorfer zwischen den Passionsspielen ihre Spielfreude entfalten können.
Kartenvorverkauf: Gespielt wird 2016 an drei Wochenenden: 23. und 24. Juli, 29. 30. und 31. Juli sowie 5. und 6. August. Freitags und samstags ist Spielbeginn um 20 Uhr, sonntags um 15 Uhr. Karten gibt es ab 1. Dezember in allen Main-Post-Geschäftsstellen, in der Touristinfo Schweinfurt 360 Grad, im Rathaus Euerbach, in allen ADticket-Vorverkaufsstellen, online unter www.kulturauspassion.de sowie in der Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele in Sömmersdorf, Telefon (09726) 2626, E-Mail: info@kulturauspassion.de
Text: Silvia Eidel, Schweinfurter Tagblatt
Don Camillo und Peppone, das inzwischen etwas in die Jahre gekommene berühmte Freund-Feind-Paar des italienischen Erfolgs-Humoristen Giovannino Guareschi, hat Schwierigkeiten mit der modernen neuen Zeit.
Rock ‘n Roll, Militärdienst-Verweigerer und Langhaarige bringen das sonst so beschauliche Leben im ländlichen Italien durcheinander und keiner mag mehr so recht an die alten Werte glauben. So hat sich neben Peppones biederer kommunistischer Partei eine „maoistische Rote Garde“ breitgemacht – Chinesen, die dem Bürgermeister böse zusetzen.
Dem sonst so pfiffigen Don Camillo vermiesen nicht nur „langmähnige Rocker und Gammler“ mit ihrer „gotteslästerlichen Ungezwungenheit“ den Tag. Nein, auch noch ein progressiver Hilfspfarrer wurde ihm zugewiesen.
Und schlimmer noch – seine ihm anvertraute Nichte, die bereit ist, in ihrem Minirock für die Dorfjugend auf die Barrikaden zu steigen, verdreht mit ihrer roten Mähne allen ehrbaren Männern den Kopf.
Da heißt es, Nerven bewahren. Wie gut, dass der himmlische Herr gegenüber den Weltverbesserern Nachsicht walten lässt und seinen Hirten mit den Worten erinnert: „Don Camillo, beruhige Dich, auch ich war ein Revolutionär.“
Mit „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“, will „Kultur aus Passion“ dieses Italien der 60er Jahre wieder aufleben lassen – auf der Freilichtbühne in Sömmersdorf – mit mitreissenden Klängen, von einem Rock ‘n Roll Ensemble gespielt – in einer Geschichte voller feinsinnigem Humor und tiefer Menschlichkeit.
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